Petersburger Hängung BeispielWände gestalten mit der Petersburger Hängung

Die Petersburger Hängung oder Salonhängung ist eine Methode, Bilder miteinander zu kombinieren und aufzuhängen, die deutlich von anderen Gestaltungsprinzipien, etwa der üblichen Museumshängung abweicht. Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit der Historie des Begriffs und bietet Tipps und Anregungen für eigene Versuche, Wände mit der Petersburger Hängung originell zu gestalten.

Von schlicht bis üppig - verschiedene Hängungsprinzipien

Wenn es darum geht Fotos, Grafiken oder Gemälde zu präsentieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die sich zum Teil deutlich voneinander unterscheiden. Letztendlich kommt es auf den eigenen Stil und Geschmack an, wie man Möbel und andere Wohnaccessoires mit Kunstwerken in einen harmonischen Einklang bringt.

Grob betrachtet, gibt es drei Richtungen. In Museen werden Bilder meist so gehängt, dass möglichst viel Platz drumherum frei bleibt. Zusammen mit durchweg weißen Wänden soll dies bewirken, dass der Betrachter sich ganz auf das Bild konzentrieren kann und nicht durch andere optische Eindrücke abgelenkt wird. Wenn Sie zu Hause Platz genug haben, kann dies sehr reizvoll sein. Eine weitere Möglichkeit sind waagerechte oder senkrechte Reihungen. Diese bieten sich für ähnliche Motive oder Serien an. Mit identischen Rahmenformaten und gleichen Abständen zueinander schaffen Sie nicht nur eine ästhetische Bilderwand, sondern bringen auch ein geometrisch gliederndes Element in Ihre Inneneinrichtung.

Schließlich gibt es noch die Petersburger Hängung oder Salonhängung, mit der wir uns in diesem Beitrag beschäftigen wollen. Bei dieser Methode werden die Bilder besonders eng aneinandergereiht und reichen oft bis an die Decke und auf den Fußboden. Der erste Begriff geht zurück auf die berühmte Eremitage in Sankt Petersburg, dem ehemaligen Sitz der russischen Zaren. In dem heutigen Museum sind in etwa 350 Sälen rund 60.000 Kunstwerke zugänglich. Um diese alle zu zeigen, wurden die Wände vollständig genutzt. Die Form der Gemäldekomposition fand sich aber auch bei vielen Adligen im 18. Jahrhundert, weshalb häufig von Salonhängung gesprochen wird,

Chaotische Ordnung oder geordnetes Chaos?

Auf den ersten Blick scheint die Petersburger Hängung so etwas wie ein halbwegs geordnetes Chaos oder eine Collage aus Bildern zu sein. Es lässt sich aber mit relativ einfachen Mitteln ein durchgängiges Prinzip schaffen, zum Beispiel durch eine ähnliche Größe der Bilder, ähnliche oder gleiche Rahmen, Farbgebung und Motive. So entsteht aus zahlreichen einzelnen Werken auf den ersten Blick eine Einheit, die sich erst bei näherem Hinsehen wieder in ihre einzelnen Segmente auflöst.

Wenn Sie sich Anregungen einholen möchten, müssen Sie aber nicht unbedingt nach St. Petersburg reisen. Die Salonhängung finden Sie in den meisten restaurierten deutschen Schlössern wieder, unter anderem in Schloss Sanssouci in Potsdam, in der Gemäldegalerie des Dresdner Zwingers, aber auch im Historischen Museum in Frankfurt. Vielleicht müssen Sie aber auch nur in das nächste Café oder die nächste Bar um die Ecke gehen. In vielen derartigen Locations gibt es Sammlungen von historischen Stadtansichten, lokaler Kunst oder Fotos prominenter Gäste - und nahezu immer in der Petersburger Hängung.

Sind Sie jetzt neugierig geworden sind und haben Lust auf Experimente mit der Petersburger Hängung bekommen? Hier ein paar Tipps, wie Sie das Prinzip zu Hause umsetzen können:

1. Wählen Sie, wenn möglich, eine großflächige, möglichst hohe Wand, die entweder weiß oder dezent in einer anderen Farbe gestrichen ist. Seien Sie vorsichtig mit kleinen Räumen. Hier kann eine Petersburger Hängung schnell erdrückend und überladen wirken.

2. Denken Sie sich eine obere und untere Linie als Grenzen, zwischen denen die Bilder untergebracht werden. So bringen Sie Ruhe und Ausgeglichenheit in die gesamte Komposition. Klarheit schaffen Sie zudem durch eine senkrechte und eine waagerechte Hilfslinie. Sie sollten dabei allerdings nicht zu penibel und akribisch vorgehen. Die lockere Zusammenstellung verschiedener Größen und Formen sind ein wichtiger Bestandteil der Salonhängung und machen gerade ihren Reiz aus.

3. Eine Schwierigkeit besteht darin, die unterschiedlichen Formate und Rahmen auf eine Weise zu arrangieren, dass eine harmonische Einheit entsteht. Bevor Sie also Nägel in die Wand schlagen, sollten Sie das Arrangement durch Auslegen auf dem Fußboden ausprobieren. Hier ist zwar die Perspektive etwas verzerrt, aber Sie können nach Herzenslust Bilder hin und her schieben, austauschen, weglassen oder hinzufügen, bevor Sie sich entscheiden.

4. Der wichtigste Punkt ist natürlich die Auswahl der Bilder, bei der Sie die volle Freiheit haben. Es macht sich zum Beispiel gut, wenn sich die Motive in der Farbgebung, im Stil oder von der Motivwahl her ähneln. Sie können bestimmte Farben durch die Verwendung von Passepartouts besonders hervorheben. Achten Sie auch darauf, wie die Rahmen miteinander harmonieren. Wählen Sie beispielsweise nur weiße oder nur schwarze Rahmen, allerdings in verschiedenen Größen und vielleicht durchsetzt mit zwei oder drei ovalen Formen. Aber auch hier sind Sie frei. Sie können Farben, Formen und Stile mischen, wenn das Ganze am Ende harmonisch aussieht und sich gut mit der restlichen Einrichtung verträgt.

5. Zum Aufhängen schließlich können Sie sich Abstandshalter aus einem festen Karton anfertigen, damit Sie nicht jeden Abstand einzeln nachmessen müssen. Möchten Sie Bilder zum Beispiel auf einer waagerechten Linie aufhängen, empfiehlt sich die Arbeit mit einer straff gespannten Schnur und Wasserwaage oder einem Lasermessgerät.

Lassen Sie Ihre Fantasie spielen

Ihre Fantasie ist der Maßstab für Ihre eigene Petersburger Hängung. Arrangieren Sie Gemälde, Fotos, Grafiken im Hinblick auf Farbe, Thematik oder eine künstlerische Stilrichtung und schauen Sie, welche Lebendigkeit und Vielfältigkeit daraus entsteht. Gerade die asymmetrische Anordnung schafft interessante, oft unvorgesehene Kontraste, die sich zu bildnerischen Geschichten verknüpfen und ganz neue Interaktionen zwischen den Bildern kreieren.

Mit der opulenten Petersburger Hängung machen Sie in kurzer Zeit aus jeder freien Wand eine kleine Gemäldegalerie, die einen ganz bestimmten Charme, Unbeschwertheit und Lockerheit ausstrahlt, obwohl sie kunstvoll arrangiert und kombiniert wurde.